Experten warnen vor erneuter Rezession
Dass es sich bei der Deindustrialisierung Deutschlands um ein bloßes (Lobby-)Gespenst oder gar zersetzende Propaganda handelt, erscheint immer weniger glaubwürdig. Im Gegensatz zur heimischen Politik sprechen internationale Beobachter immer unverhohlener über besorgniserregende Entwicklungen des deutschen Wirtschaftsstandorts. Zwei der bedeutendsten deutschen Industriekonzerne, BASF und ThyssenKrupp, haben ihre Umsatz- bzw. Quartalsprognosen zuletzt deutlich nach unten korrigiert und einschneidende Maßnahmen angekündigt, mit denen sie auf die schwierige Lage reagieren wollen.
Industrieriesen unter Druck
Der Chemiekonzern BASF verzeichnete im zweiten Quartal einen Umsatzrückgang von 6,9 Prozent auf 16,1 Milliarden Euro und schreibt das zweite Jahr in Folge Verluste. Trotz höherer Absatzmengen konnte BASF gesunkene Verkaufspreise und negative Währungseffekte nicht ausgleichen. Das Unternehmen plant ein milliardenschweres Sparprogramm, das auch Stellenabbau in Ludwigshafen vorsieht. Auch ThyssenKrupp korrigiert seine Prognosen nach unten und erwartet einen Umsatzrückgang von 6 bis 8 Prozent. Der Konzern plant, seine Stahlproduktion in Duisburg zu reduzieren, was zu weiterem Stellenabbau führen wird. Die IG Metall warnt vor einer Deindustrialisierung, während Industrieunternehmen eine Produktionsverlagerung ins Ausland erwägen.
Geschäftsklima trübt sich ein
Der ifo-Geschäftsklimaindex fiel im Juli auf 87,0 Punkte. Unternehmen zeigen sich unzufrieden mit ihrer aktuellen Lage und blicken pessimistisch in die Zukunft. Besonders betroffen ist das verarbeitende Gewerbe, aber auch andere Sektoren melden schlechte Aussichten.
Eurozone unter Druck
Die deutsche Wirtschaft belastet zunehmend die gesamte Eurozone. Der von S&P Global ermittelte Einkaufsmanagerindex (PMI) fiel auf ein 5-Monats-Tief, was laut Experten auf eine “Rückkehr der Rezession” hindeutet. Sowohl der Dienstleistungssektor als auch die Industrie in Deutschland entwickelten sich schwach. Ähnliche Probleme zeigen sich in Frankreich, wo Unternehmen über mangelnde Auslandsnachfrage klagen. Der Rückgang der deutschen Geschäftstätigkeit wirkt sich negativ auf die europäische Wirtschaft aus. Europäische Aktien fielen auf den tiefsten Stand seit über zwei Monaten, wobei Automobil- und Luxusgüterwerte besonders betroffen waren. Experten sehen neben zyklischen Problemen auch strukturelle Herausforderungen für Europa, wie die Frage nach der globalen Wettbewerbsfähigkeit der Produkte. Zudem könnten politische Unsicherheiten, wie mögliche neue US-Zölle, Investitionen in der Automobilbranche bremsen.
Fazit
Die internationale Presse beobachtet die Entwicklung mit Sorge. Experten diskutieren strukturelle Probleme wie Fachkräftemangel, hohe Energiekosten und übermäßige Regulierung. Einige Stimmen aus dem Finanzsektor sehen jedoch auch Potenzial für positive Überraschungen, etwa durch steigende Reallöhne und geplante Wachstumsinitiativen der Regierung. Die Situation bleibt angespannt, und es wird sich zeigen, ob die geplanten Maßnahmen ausreichen, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stabilisieren und eine weitere Deindustrialisierung zu verhindern.
Die USA dagegen boomen nach wie vor und wachsen stärker als erwartet, mit einem Plus von 2.8 Prozent. »Die größte Volkswirtschaft der Welt scheint derzeit immun gegenüber den globalen wirtschaftlichen Problemen zu sein«, schreibt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Während Europa unter der schwachen Entwicklung des globalen verarbeitenden Gewerbes leide, könne die US-Wirtschaft auf ihren starken inländischen Verbrauch bauen.
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