China fordert Tesla mit kostengünstigen humanoiden Robotern heraus. Die staatliche Förderung treibt die Entwicklung voran, doch es bleibt offen, wer das Rennen um die künstlichen Helfer gewinnen wird.

Chinas Vorstoß in die Robotik-Branche

Auf der diesjährigen Weltroboterkonferenz in Beijing präsentierten über zwei Dutzend chinesische Unternehmen humanoide Roboter, die für den Einsatz in Fabriken und Lagerhallen konzipiert sind. Damit greift China den US-Konzern Tesla auf dem aufstrebenden Markt für batteriebetriebene humanoide Roboter an. Diese Roboter könnten nicht nur die Effizienz in der Produktion steigern, sondern auch die Arbeitsweise in verschiedenen Industrien revolutionieren.

Chinas Strategie folgt einem bewährten Muster, das bereits bei der Förderung von Elektroautos vor mehr als einem Jahrzehnt erfolgreich war. Die Kombination aus staatlicher Unterstützung, intensivem Preiswettbewerb durch zahlreiche neue Marktteilnehmer und einer gut ausgebauten Lieferkette soll den Erfolg in dieser neuen Branche sichern.

“Chinas humanoide Roboterindustrie zeigt klare Vorteile bei der Integration in die Lieferkette und bei der Fähigkeit zur Massenproduktion”, betont Arjen Rao vom chinesischen Forschungsinstitut LeadLeo gegenüber Reuters. Diese Vorteile könnten sich als entscheidend erweisen, wenn es darum geht, die Marktanteile im internationalen Wettbewerb zu gewinnen.

Staatliche Förderung und Marktpotenzial

Die Bemühungen werden durch die Politik von Präsident Xi Jinping unterstützt, die darauf abzielt, “neue Produktivkräfte” im Technologiesektor zu entwickeln. Im Januar hat die Stadt Beijing einen staatlich geförderten Robotik-Fonds in Höhe von 1,4 Milliarden Dollar aufgelegt, um die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich zu fördern. Shanghai hat im Juli ähnliche Pläne für einen Fonds angekündigt, was das Engagement der chinesischen Regierung in dieser Branche unterstreicht.

Der Markt für humanoide Roboter wächst rasant und könnte bald viele neue Unternehmen hervorbringen. Goldman Sachs prognostiziert, dass der jährliche Weltmarkt für humanoide Roboter bis 2035 auf 38 Milliarden US-Dollar anwachsen wird. Die Materialkosten pro Roboter sollen 2023 auf rund 150.000 Dollar gesunken sein, wobei Forschungs- und Entwicklungskosten nicht eingerechnet sind. Diese Kostensenkungen könnten es neuen Unternehmen ermöglichen, in den Markt einzutreten und innovative Produkte anzubieten.

Chinesische Unternehmen im Wettbewerb

Einige chinesische Unternehmen zeigen bereits vielversprechende Fortschritte. Hu Debo, der CEO des Start-up-Unternehmens Shanghai Kepler Exploration Robotics, erwartet, dass die fünfte Version seines Arbeitsroboters, die in Fabriken getestet werden soll, weniger als 30.000 US-Dollar kosten wird. Sein Unternehmen gibt an, dass es von Teslas humanoidem Roboter Optimus inspiriert wurde, was die direkte Konkurrenz zwischen den beiden Akteuren verdeutlicht.

Das in Hongkong börsennotierte Unternehmen UBTECH Robotics testet seine Roboter bereits in Autofabriken von Geely und hat ein Abkommen mit Audi angekündigt. Laut Projektleiter Sotirios Stasinopoulos plant UBTECH, im nächsten Jahr in die Massenproduktion einzusteigen. Über 90 Prozent der Komponenten für ihre Roboter stammen aus China, was die lokale Fertigung und die damit verbundenen Kostenvorteile weiter stärkt.

Obwohl chinesische Konkurrenten und Analysten Tesla bei der künstlichen Intelligenz im Vorteil sehen, glauben sie, dass China die Produktionskosten erheblich senken kann. Tesla selbst plant, Optimus im nächsten Jahr in Kleinserie zu produzieren, was den Wettbewerb weiter anheizen dürfte.

Ausblick auf die Zukunft

Xin Guobin, Chinas Vizeminister für Industrie und Informationstechnologie, erklärte, dass sein Ministerium die Vorgaben von Präsident Xi umgesetzt hat und China zu einer “wichtigen Kraft in der globalen Roboterindustrie” gemacht hat. Bis 2025 plant das Land, mit der Massenproduktion von humanoiden Robotern zu beginnen, auch wenn dies in deutlich geringerem Umfang als bei Elektrofahrzeugen geschehen wird.

Analyst Rao vom LeadLeo Research Institute schätzt, dass es “wahrscheinlich mindestens 20 bis 30 Jahre dauern wird, bis humanoide Roboter in großem Maßstab kommerziell genutzt werden können”. Diese langfristige Perspektive zeigt, dass trotz der rasanten Entwicklungen in der Technologie und der staatlichen Unterstützung noch viele Herausforderungen zu bewältigen sind, bevor humanoide Roboter im Alltag weit verbreitet sind.

Insgesamt steht China an einem entscheidenden Punkt in der Entwicklung seiner humanoiden Roboterindustrie. Die Kombination aus staatlicher Unterstützung, innovativen Unternehmen und einem wachsenden Markt könnte dazu führen, dass China bald eine führende Rolle in diesem aufstrebenden Sektor einnimmt.

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